Max, am Samstag geht es gleich zum Frühjahrsauftakt gegen den Tabellenführer aus Scheiblingkirchen. Die Generalprobe gegen den Burgenlandligisten Klingenbach ist mit einem 5:2-Sieg geglückt. Was erwartest du dir von der Partie am Samstag?
Sax: Ich weiß zwar nicht, ob ich das jetzt für die Homepage so sagen soll (lacht), aber einen fußballerischen Leckerbissen erwarte ich mir eigentlich nicht. Ich kann mich an meine Zeit bei der Admira erinnern – als wir noch eher unten in der Tabelle angesiedelt waren, habe ich immer gerne in der ersten Partie einen „Großen“ gehabt – DER „Große“ damals war Salzburg. In der 1. Runde waren die dann noch nicht so im Rhythmus. Wenn du sie in der 3. oder 4. Runde gehabt hast, sind sie dir meistens drübergefahren, aber in der 1. Runde hast du sie erwischen können, weil trotzdem jeder noch die Vorbereitung in den Beinen hat, gegen vermeintlich gute und schlechte Gegner gespielt hat. Du hast noch nicht diesen Rhythmus – insofern erwarte ich mir von der Partie gegen Scheiblingkirchen nicht, dass wir die hochklassigste fußballerische Partie sehen, aber ich glaube, dass mit den vielen Zusehern, die wir erwarten, richtig Feuer drinnen ist.
Für die Fans des 1. Fortuna WNSC gab es ein großes Fragezeichen hinter deinem Verbleib als der Verein aus der Regionalliga Ost in die 1. NÖ Landesliga abgestiegen ist. Was war ausschlaggebend dafür, dass du Neustädter geblieben bist?
Sax: Ich habe mich hier immer wohl gefühlt. Die Wechselgedanken wären vorhanden gewesen, wenn ein anderer Verein näher zu meinem Wohnort ist. Ich bin vor vier Wochen zum zweiten Mal Papa geworden, das habe ich damals im Sommer schon gewusst, und das ist für mich auch Priorität Nummer 1, danach habe ich meine Planung ausgerichtet. Ich bin kein Profi mehr, ich trainiere nur mehr am Abend, es gibt meine Frau, zwei Kinder und einen Hund, und ich möchte meine Frau unterstützen. Witzigerweise ist auch viel von meiner Frau ausgegangen – sie sagte „Du fühlst dich hier wohl!“ – und das Profigeschäft ist auch nicht immer so lustig. Viele glauben, als Fußballprofi hast du das beste Leben – ja, ich beschwere mich auch nicht, es war ein super Leben -, aber auch sehr herausfordernd. Hier habe ich rundherum ein gutes Gefühl gehabt, das Gefühl der Wertschätzung, es passt einfach – die Leute im und um den Verein herum sind super, das Staff ist super, die Mannschaft ist super. Und meine Frau hat gesagt „Warum jetzt riskieren, obwohl es vielleicht näher ist, dass es woanders möglicherweise nicht passt?“
Für mich war die Zeit der Abnabelung vom Profigeschäft eine zähe Zeit: Du suchst einen Verein, warst aber verletzt, dadurch will dich niemand, dann verlierst du etwas die Freude. Es ist gar nicht so sehr die Zeit als Profi selbst, sondern die Zeit der Abnabelung war nicht einfach, vor allem, weil sie aus heiterem Himmel gekommen ist, und deshalb waren wir als Familie einfach happy, dass der Einstieg hier so gut funktioniert hat.
Als ehemaliger Profi bist du Vorbild für viele Nachwuchsspieler des 1. Fortuna WNSC. Welchen Ratschlag würdest du heute einem Jugendlichen, der gerne Profi werden möchte, mit auf den Weg geben?
Sax: Ich habe erst den Film vom Robbie Williams gesehen, und er hat etwas Interessantes gesagt, mit dem ich mich selbst auch identifizieren kann. Es geiert jeder immer nach dem Erfolg, nach dem Geld, nach dem Ansehen und so weiter, und Robbie Williams hat gesagt, dass er jetzt sieht, dass er -während seines Erfolgs, als er vor 125.000 Zuschauern in Knebworth gespielt und das Größte erlebt hat – trotzdem ‚Passagier‘ war, immer mehr, mehr und mehr wollte. Und jetzt macht er Musik und genießt es. Für mich war das Ende meiner Profizeit auch so – es ist einfach diese Last des immer mehr Wollens abgefallen und ich habe jetzt auch wieder Freude daran. Natürlich geht es nur mit harter Arbeit, das ist schon klar, aber ich finde, dass es gerade in den jungen Jahren sehr viel darum geht, dass Druck aufgebaut wird. Für mich hat es, und ich spreche hier für meine Kinder, absolute Priorität, dass sie den Spaß nie verlieren. Ich bin mit vielen Jugendtrainern im Austausch, und es wird Vieles schon viel zu früh viel zu ernst genommen. Die Kinder müssen sich in ihrer eigenen Kreativität auch entfalten. Wenn dir schon mit 10 Jahren das ‚Ferserl‘ abtrainiert wird, dann darf man sich nicht wundern, wenn man mit 18 keine kreativen Spieler mehr hat. Ich finde, die Freude ist ganz wichtig.
Du kennst die höchsten vier Ligen Österreichs gut. Wie beurteilst du den Niveauunterschied, insbesondere auch zwischen der Regionalliga Ost und der 1. NÖ Landesliga?
Sax: Ich finde, dass jede Liga etwas für sich hat. Die 1. Bundesliga ist körperlich und spielerisch top, in der 2. Liga gibt es einen Abfall weniger vom Körperlichen her, aber vom Spielerischen. Beim Schritt in die Regionalliga gibt es einen extremen Abfall vom Körperlichen – da sind etliche alteingesessene Kicker, in der 2. Liga hast du die jungen Marschierer. Dafür würde ich sogar behaupten, dass das fußballerische Niveau steigt im Vergleich zur 2. Liga, bzw. es ist zumindest ähnlich, dafür ist man dann körperlich schon auf einem anderen Level. In der Landesliga ist es körperlich zirka auf Regionalliga-Niveau, aber dafür fällt es fußballerisch ab. Pro Liga gibt man gefühlt immer ein bisschen was her, im Endeffekt fehlt dann schon sehr viel bis ganz rauf.
Glaubst du, dass der 1. Fortuna WNSC mit dem jetzigen Kader auch in der Regionalliga reüssieren könnte?
Sax: Ich glaube, dass das noch zu weit hin ist, glaube, dass die Mannschaft sich noch immer gut entwickelt. Wir haben auch viele Junge, und ich traue zwei, drei Spielern im nächsten halben Jahr zu, dass sie noch einmal einen Step machen – Fritz Burger, Niklas Marlovics. Es gibt ja genug Spieler, die jetzt schon ein Jahr spielen und die ihr Spiel schön langsam aufs nächste Level bringen. Ich glaube, dass wir – so wie wir jetzt aufgestellt sind – dort zwar nicht um den Meister spielen würden, aber schon mithalten könnten. Das ist jetzt aber noch Zukunftsmusik.
Wie siehst du deine persönliche Zukunft? Ist dein Engagement bei der Fortuna noch für längere Zeit vorgesehen?
Sax: Ich habe einen Vertrag bis zum Sommer, aber es ist bei mir eigentlich immer offen, ich muss es mir auch immer offenlassen. Aber wir haben auch noch nicht darüber gesprochen. Es steht nun alles auf Kurs, dass wir das große Ziel Aufstieg erreichen – da gibt es keinen Platz für persönliche Befindlichkeiten. Jetzt arbeiten wir also auf dieses große Ziel hin, und im Sommer werden wir sehen.
Danke, Max, für das Gespräch und viel Erfolg für den Saisonauftakt am Samstag!
Das Interview wurde von Josef Petz geführt.